Zu Ehren seiner Gründer Max Reinhardt, Hans Poelzig und Erik Charell weihte der Friedrichstadt-Palast Berlin feierlich ein Denkzeichen an der Friedrichstraße 107 ein. Unter den etwa 80 Anwesenden waren Kulturstaatssekretär Tim Renner, Prof. Dr. Christoph Stölzl (Präsident der Hochschule Franz Liszt, Weimar), die beiden Künstler*innen Oliver Störmer und Cisca Bogman (stoebo) und Peter A. Poelzig, der Enkel des geehrten expressionistischen Architekten.
Die Bühnengeschichte des Friedrichstadt-Palastes Berlin beginnt am 28. November 1919 mit der Eröffnung des Großen Schauspielhauses. Den Weltruhm dieser Berliner Unterhaltungsbühne begründeten die drei herausragenden Künstler Max Reinhardt, Hans Poelzig und Erik Charell. Reinhardt war der visionärste Theatermacher und Theaterunternehmer seiner Zeit. Poelzig war prägender Architekt, in Berlin u.a. auch des Haus des Rundfunks oder Kino Babylon. Charell prägte die großen Revuen der „Goldenen Zwanziger“ in Berlin, entdeckte Marlene Dietrich und die Comedian Harmonists und schuf den Operetten-Welterfolg „Im weißen Rößl“.
Alle drei verloren ab 1933 durch die Nationalsozialisten ihre Wirkungsmöglichkeiten in Deutschland. Reinhardt und Charell gingen wegen ihrer jüdischen Herkunft ins Exil, Charell war als Homosexueller zusätzlich gefährdet. Poelzig sah sich wegen seiner expressionistischen („entarteten“) Architektur zunehmenden Repressalien ausgesetzt.

 

Prof. Dr. Christoph Stölzl, Kulturstaatssekretär Tim Renner, die Künstler Cisca Bogman und Oliver Störmer, Intendant Dr. Berndt Schmidt und Peter A. Poelzig, Enkel von Hans Poelzig (v.l.n.r.). Foto: Pedro Becerra

„Vor dem Hintergrund zweier überwundener Diktaturen in unserer 96-jährigen Bühnengeschichte steht der Palast heute bewusst für Freiheit, Vielfalt und Toleranz. Um unsere Gründungsväter zu ehren, die stilbildend für unser Haus waren und später alle drei unter den Nationalsozialisten zu leiden hatten, widmen wir ihnen das prominente Denkzeichen an der Friedrichstraße“, so Intendant Dr. Berndt Schmidt. Am 18. Januar 1934 wurde das Haus als KdF-Propagandatheater unter dem neuen Namen „Theater des Volkes“ weitergeführt. In seiner Ansprache verwies der Intendant darauf, dass das Nazi-Theater mit Schillers Stück „Die Räuber“ eröffnet wurde, „allein vom Titel her eine entlarvende und schmerzliche Ironie für all das, was bis 1945 noch kommen würde.“ 1947 erhielt das Haus den heutigen Namen Friedrichstadt-Palast.

„Das Denkzeichen mahnt uns, an die Menschen zu denken, die damals vertrieben wurden und eine neue Heimat finden mussten, so wie es uns heute in der Flüchtlingssituation wieder neu beschäftigt“, sagte Tim Renner, Staatssekretär für kulturelle Angelegenheiten des Landes Berlin. Es wurde im Jahr 2014 im Rahmen eines Einladungswettbewerbs ausgeschrieben und von Störmer & Bogman (stoebo) umgesetzt. Die niederländische Medienkünstlerin Cisca Bogman arbeitet auch als Malerin und Grafikerin. Oliver Störmer ist als Künstler, Bildhauer und Kunstdozent tätig.
Prof. Dr. Christoph Stölzl schlug in seiner Rede einen kultur-politischen Bogen: „Die Gründerväter stehen für die Erfindung einer Massenkultur, die es vorher nicht gegeben hat – einer neuen demokratischen Unterhaltung.“
Das Denkzeichen ist ein aus Gussbeton gefertigter und durch den Einschnitt eines exzentrisch verschobenen Kegelstumpfs durchbrochener Quader. Das Negativ im Block repräsentiert den imaginären Lichtstrahl eines Theaterscheinwerfers. Im Bodenbereich wird die gedachte Projektion des Strahls als ovale Bodenfläche aus dunklem, geschliffenem Gussasphalt mit Glitzereffekt im Wegbereich fortgeführt. Der Scheinwerferlichtkegel, der einzig aus seiner negativen Umschreibung resultiert, bleibt immateriell. Als ein universelles Sinnbild für die Welt des Theaters und der Revue bildet er ein Bindeglied zwischen dem Gestern und dem Heute und verweist auf das Fehlen der Protagonisten.
Der Duisburger Architekt Peter A. Poelzig zeigte sich sehr beeindruckt und bewegt vom Projekt: „Mein Großvater prägte eine ganze Generation von Architekten und es gab kaum eine Bauaufgabe, in der er nicht Beispiele gesetzt hat. Knapp 80 Jahre nach seinem Tod setzt ihm das Kunstwerk ein ganz sublimes, sehr schönes und klares Zeichen.“

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Von admin

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