Überraschungssieger und bekannte Gesichter haben am Samstag für einen stimmungsvollen ersten Tag bei den diesjährigen Deutschen Hallenmeisterschaften in Leipzig gesorgt. Vor ausverkauften Rängen verteidigte über 60 Meter die Berlinerin Lisa Marie Kwayie ihren Titel vor Weitsprung-Weltmeisterin Malaika Mihambo, während es bei den Männern mit Deniz Almas einen Überraschungssieger im Sprint gab. Im Kugelstoßen der Männer holte sich der zweimalige Weltmeister David Storl seinen achten Titel unterm Hallendach.

 

Lisa Marie Kwayie (Neuköllner SF) schrie ihre Freude förmlich heraus. Mit 7,21 Sekunden setzte sich die Titelverteidigerin über 60 Meter nur um den Hauch einer Hundertstelsekunde vor „Deutschlands Sportlerin des Jahres“ Malaika Mihambo (LG Kurpfalz) durch, die in 7,22 Sekunden (Bestzeit) vergessen ließ, dass sie eigentlich eine Weitsprung-Spezialistin ist. Lisa Mayer (Sprintteam Wetzlar) steigerte ihre Saisonbestzeit nach langer Verletzungspause auf 7,24 Sekunden und wurde dafür mit Bronze belohnt.

Deutschlands schnellster Hallensprinter kommt aus Wolfsburg. Deniz Almas hatte über 60 Meter –  nach zwei Fehlstarts, denen auch Rekordhalter Julian Reus (LAC Erfurt) zum Opfer fiel – die besten Nerven. 6,60 Sekunden bedeuteten Gold für den 22-jährigen Überraschungsmann, der seine Bestzeit um sieben Hundertstel steigern konnte. „Deutscher Meister – an diesen Titel könnte ich mich gewöhnen“, sagte Deniz Almas. Neue, junge Gesichter folgten auch auf den weiteren Podestplätzen, ging Silber doch nach Erfurt an den 21-jährigen Julian Wagner (LAC Erfurt), der in 6,64 Sekunden seine Bestzeit einstellte, vor dem 22-jährigen Augsburger Aleksandar Askovic (6,66 sec).

 

David Storl zum Achten

 

David Storl machte in Leipzig den nächsten Schritt in Richtung Olympische Spiele. Der Weltmeister der Jahre 2011 und 2013, der im vergangenen Sommer aufgrund einer Rückenverletzung den WM-Sommer frühzeitig beenden musste, steigerte sich in seiner Heimatstadt Leipzig auf 20,58 Meter. „Ich bin jetzt wieder auf einem guten Grundniveau“, sagte David Storl mit Blick auf die Olympischen Spiele im Sommer in Tokio (Japan).

Es war sein achter Titel bei Deutschen Hallenmeisterschaften, doch noch nie hatte er es erlebt, dass hinter ihm gleich zwei Athleten über 20 Meter stießen. Stark wie seit knapp vier Jahren nicht mehr präsentierte sich nämlich auch Tobias Dahm aus Sindelfingen. Der Hallen-WM-Achte stieß die Kugel auf 20,13 Meter – es war der erste Stoß über 20 Meter für den 32-Jährigen seit dem Jahr 2016. Erstmals überhaupt über 20 Meter flog die Kugel für Dennis Lewke (SC DHfK Leipzig), der mit 20,03 Metern Bronze holte.

Schnell wie seit 2014 nicht mehr war Hürdensprinter Gregor Traber (LAV Stadtwerke Tübingen). Über 60 Meter Hürden verteidigte der EM-Fünfte in 7,59 Sekunden seinen Titel souverän. Im europäischen Vergleich war es die sechstschnellste Zeit dieses Winters und die drittschnellste überhaupt in der bisherigen Karriere von Gregor Traber.

 

Leipzig jubelt über Mihambo-Gold und den Doppelsieg für Hanna Klein

 

Malaika Mihambo hat am Sonntag, dem zweiten Tag der Deutschen Hallenmeisterschaften in Leipzig, ihren Titel im Weitsprung überlegen verteidigt. Im Hochsprung sprang Europameister Mateusz Przybylko trotz eines blauen Knöchels zu seinem sechsten Titel in Serie, und mit Hanna Klein feierte eine Läuferin einen beeindruckten Doppelsieg vor erneut ausverkauften Rängen in der Quarterback Immobilien Arena.

Sie ist der absolute Liebling der Leichtathletik-Fans. Die Zuschauer in der ausverkauften Quarterback Immobilien Arena standen hinter Malaika Mihambo (LG Kurpfalz), als die Weitsprung-Weltmeisterin mit 6,77 Metern ihren dritten Hallentitel in Serie gewann – auch wenn die „Sportlerin des Jahres“ an diesem Nachmittag nicht über die sieben Meter segelte. „Es war ein schwieriger Wettkampf für mich“, sagte die Ausnahme-Athletin, die am Vortag bereits Silber über 60 Meter gewonnen hatte. „Ich war oft zu weit weg vom Brett und habe schwer in meinen Rhythmus gefunden.“ Hinter ihr jubelte Maryse Luzolo (Königsteiner LV) mit 6,44 Metern über Silber, vor der 20 Jahre alten Göttingerin Merle Homeier, die mit 6,41 Metern Bestleistung sprang.

 

Unschlagbar – das ist Mateusz Przybylko bei Deutschen Hallenmeisterschaften. Der Hochsprung-Europameister holte sich in Leipzig seinen sechsten deutschen Hallentitel in Serie und ließ sich auf dem Weg dahin auch nicht von einem blauen und geschwollenen Knöchel abbringen. „Ich denke, das ist eine Prellung. Bis zum Sommer ist das wieder weg“, sagte der Leverkusener, der sich mit Saisonbestleistung von 2,23 Metern gegen den Münchner Tobias Potye (2,20 m) und den Ulmer Benno Freitag (2,17 m) durchsetzte.

Neues Gesicht über 400 Meter

 

Hanna Klein (LAV Stadtwerke Tübingen) machte am Sonntag im Finale über 1.500 Meter ihren Doppelsieg perfekt. Nach Gold über 3.000 Meter am Samstag ließ die 26-Jährige auch in diesem Rennen ihrer ärgsten Kontrahentin Caterina Granz (LG Nord Berlin; 4:24,21 min) auf der letzten Runde des von Taktik geprägten Rennens keine Chance. Bronze holte sich Vera Hoffmann (LC Rehlingen; 4:25,96 min).

 

Ein neues Gesicht lief über 400 Meter ins Rampenlicht: Corinna Schwab (LG Telis Finanz Regensburg) präsentierte sich in bestechender Form. In 52,65 Sekunden und damit in deutscher Jahresbestzeit holte sich die erst 20-Jährige ihren ersten deutschen Meistertitel und ließ der starken Laura Müller (LC Rehlingen), die in 52,92 Sekunden zum zweiten Mal in ihrer Karriere in der Halle unter 53 Sekunden blieb, keine Chance. „Der Winter gibt mir riesige Motivation auf dem Weg in Richtung Sommer“, sagte Schwab. Es war das stärkste Finale bei Deutschen Hallenmeisterschaften über diese Strecke seit 2014. Insgesamt steigerte Schwab ihre Bestzeit von 53,60 Sekunden, die sie erst am Samstag im Vorlauf aufgestellt hatte, nochmals um fast eine Sekunde.

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