Mit einer eindrücklichen Aktion haben die Rettungskräfte der MS Sea-Watch am Vormittag des 13. Oktober auf die missliche Lage der Flüchtlinge auf dem Mittelmeer aufmerksam gemacht. 120 Bundestags-Abgeordnete haben auf einem Original Flüchtlingsboot Platz genommen, um die Strapazen tausender Flüchtlinge mit den eigenen Sinnen wahrzunehmen. An die Aktion knüpft die Rettungsmannschaft der MS Sea-Watch Forderungen nach einem sicheren Europazugang und mehr Investitionen in die Seenotrettung statt Militärausgaben.
Ein Besuch auf einem Original Schlauchboote, das die MS Sea-Watch im Mittelmeer geretteten und im Berliner Regierungsviertel zu Wasser gelassen hat, soll zum Umdenken anregen. Die Aktion richtete sich gezielt an Abgeordneten des Deutschen Bundestages. Sie wurden dazu aufgerufen persönlich auf dem ungemütlichen Boot in der Spree Platz zu nehmen. Bis zu 120 Personen findet die MS Sea-Watch auf einem solchen durchschnittlich Boot vor. Soviel Teilnehmer, ganze 121 überwiegend Abgeordnete aus der Linken und Grünen Fraktion, trauten sich auch an diesem Nachmittag an das wackelige Unterfangen. Tapfer ging es eine Runde über die Spree durch den kalten Nieselregen mit Ziel für einen sicheren Europazugang zu demonstrieren und die politischen Entscheider zu mehr Einsatz für die Seenotrettung anstelle von Militärausgaben zu motivieren.
Welche Unannehmlichkeiten Flüchtlinge in so einem Boot ausgesetzt sind, dürfte schlussendlich zumindest im Ansatz klar geworden sein. Allein wie mühsam der Ausstieg sein kann, wurde durch die Schlauchbootaktion anschaulich verdeutlich. „Bis zu 1,5 Stunden kann es schon mal dauern bis wir alle Menschen von Bord geholt haben,“ erklärt Frank Scholz, technischer Leiter der MS Sea-Watch, der das Boot von Lampedusa nach Hamburg überführt hat. An diesem Tag sind die Teilnehmer binnen 30 Minuten mit nassen Füßen davon gekommen. Wie unangenehm es sein muss mehrere Tage auf so einem Gefährt auszuharren, ohne die Möglichkeit sich ordentlich hinzusetzen, auszutreten oder ausreichend Nahrung und Flüssigkeit zu sich zu nehmen, bleibt indes weiterhin Teil der individuellen Vorstellungskraft.
(Claudia Denecke)
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