Am Donnerstag haben Bezirksbürgermeister Dr. Christian Hanke und der Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung, Bauen, Wirtschaft und Ordnung, Carsten Spallek, den Spatenstich für das neue Schultheiss Quartier in der Stromstraße gelegt.
Auf dem Gelände der ehemaligen denkmalgeschützten Schultheissbrauerei entsteht ein Shopping- und Dienstleistungszentrum mit mehr als 30.000 m² Verkaufsfläche, über 6.000 m² Bürofläche und 400 Parkplätzen. Das ebenfalls auf dem Gelände entstehende Hotel wird 300 Hotelzimmer anbieten.
Rund 150 Läden auf den 30.000 Quadratmetern sollen auf dem Areal entstehen.
Während heute fast nur noch in großen und leider recht unansehnlichen Industrieanlagen am Stadtrand Bier gebraut wird, war das früher ganz anders. Brauereien waren markante, das Straßenbild prägende Bauwerke, oft aus gelbem oder rotem Backstein erstellt. Bereits 1826-27 ließ Direktor der Preußischen Seehandlung Wilhelm Ludwig Crull auf dem Areal in Berlin- Moabit das erste Brauereigebäude errichten. Nach mehreren Besitzerwechseln firmierte die Brauerei zunächst unter "Ahrens & Co. Bayerische Bierbrauerei zu Neu-Moabit". Mit dem nächsten Eigentümer, der Actien-Brauerei-Gesellschaft Moabit, begann der Ausbau der heutigen Anlage.
Zu den ältesten Gebäudeteilen gehört das Sudhaus, das 1872-74 mit den nördlich anschließenden Kellereien von Friedrich Koch errichtet wurde. Er wählte für die Gestaltung der Backsteinfronten einen mittelalterlichen wehrhaften Burgenstil mit vorspringenden Ecktürmen, erkerartigen Türmen, Giebeln und einem an Pechnasen erinnernden Bogenfries unter dem Dach. Diese traditionelle und als typisch deutsch betrachtete Architektur sollte als Markenzeichen für die Qualität des hier gebrauten Bieres stehen. Zur Jahrhundertwende nahm G. Lüdicke eine größere Umgestaltung vor. Das Gebäude an der Stromstraße wurde 1898-99 aufgestockt und um ein neues Mälzerei- und Lagergebäude mit Kellerei erweitert, sodass sich eine lang gestreckte Straßenfront ergab. Der Burgenstil wurde dabei fortgesetzt. Das alte Sudhaus zeichnet sich durch vier hohe Bogenfenster ab. Dort wurde nach der Stilllegung der Brauerei 1980 eine Gaststätte eingerichtet, wobei man die alten kupfernen Braukessel in die Innenausstattung integrierte. An der Hofseite sind niedrige Backsteinbauten angeordnet. Dem Sudhaus folgen Mälzerei und Fassspeicherlager, daran schließt sich ein Lager- und Böttchereigebäude an, das man 1898 umbaute und 1904 um die Spül- und Pichhalle erweiterte.
Der schmale, straßenartige Hof wird von weiteren Gebäuden an der rückwärtigen Grundstücksgrenze eingefasst. Neben den 1904 erbauten Pferdeställen, Remisen und Werkstätten macht das 1900/1901 ausgeführte Kessel- und Leutehaus mit gotisierenden Giebeln auf sich aufmerksam.
Die Actien-Brauerei-Gesellschaft Moabit wurde zur Jahrhundertwende von Patzenhofer übernommen. 1920 bildete sich die Schultheiss-Patzenhofer AG, die die Brauerei in Moabit als Auslieferungslager nutzte, bis sie 1980 stillgelegt wurde. Der gut erhaltene Gebäudekomplex dokumentiert die Entwicklung des Brauereiwesens in Berlin und verweist auf das Wachstum der Großstadt im 19. Jahrhundert, das die Ansiedlung von Brauereien dieser Größe erst ermöglichte.
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