Im taktischen Legespiel „Azul“ beauftragt der portugiesische König Manuel I. Handwerker, die Wände seines Palasts mit schönen Mosaiken zu verzieren. Dafür sollen sie nicht irgendwelche Keramikfliesen verwenden, sondern die sogenannten Azulejos. Unter den Fliesenlegern entbrennt nun ein Wettbewerb, die besten Fliesen zum richtigen Zeitpunkt aus den Manufakturen zu erhalten. Von einem Anbieter alle genau einer Sorte – so lautet der Modus Zug für Zug bei der Auswahl. Abhängig von der Position im Mosaik brauchen die Handwerker mal viele Fliesen einer Sorte, mal wenige, um das Muster erweitern zu dürfen. Wer sich verspekuliert und zu viele Kacheln nehmen muss, büßt Punkte ein. Belohnt hingegen wird, wer zusammenhängend kachelt und am Ende vollständige Reihen und Spalten im Mosaik vorweisen kann.
Begründung der Jury:
Das abstrakte „Azul“ vereint vermeintliche Gegensätze: Die fast schon nüchterne Funktionalität des Spielbretts ist ein gelungener Kontrast zur wunderbaren Ästhetik des entstehenden Mosaiks. Die Haptik der Kachelsteine verstärkt den wertigen Eindruck. Allein das Material ist ein Genuss. Zudem ist Autor Michael Kiesling die Meisterleistung gelungen, einem einfachen Auswahlmechanismus so viel Tiefgang zu verleihen, dass dieser einen nahezu endlosen Wiederspielreiz auslöst.
„Die Quacksalber von Quedlinburg“ von Wolfgang Warsch ist das Kennerspiel des Jahres 2018!
Alraunenwurzel, Geisteratem und Fliegenpilz. Als Quacksalber brauen die Spieler aus allerlei ungewöhnlichen Zutaten immer wieder neue Tränke. Die Zubereitung erfolgt dabei nicht etwa streng nach Rezept, sondern nach dem Prinzip Zufall: Aus dem eigenen wildgemischten Vorratsbeutel zieht jeder Spieler nach und nach die Ingredienzien für seinen Trank. Die meisten Zutaten bringen positive Sondereffekte. Bei Knallerbsen allerdings ist Vorsicht geboten, denn diese führen in zu hoher Konzentration zur Kesselexplosion. Mit den Erträgen der gebrauten Elixiere können neue Zutaten gekauft und damit immer bessere Tränke hergestellt werden. Wer das Risiko einer Kesselexplosion gut einschätzt und die taktischen Möglichkeiten sinnvoll nutzt, hat im Wettstreit der Quacksalber beste Siegchancen.
Begründung der Jury:
Das Köcheln mit zufällig gezogenen Zutaten sorgt bei „Die Quacksalber von Quedlinburg“ für Geschmacksexplosionen und für ein Feuerwerk der Emotionen. Schadenfreude, Jubel und Wehklage wechseln sich in schneller Abfolge ständig ab. Ein reines Glücksspiel? Nein, denn Autor Wolfgang Warsch lässt den Spielern dank des exquisiten Grundrezepts viele taktische Freiheiten beim Verfeinern. So wird aus der Tüten-, äh Beutelsuppe ein schmackhaftes Gericht für Spielegourmets.
Das Familienspiel Azul von Michael Kiesling konnte die Jury "Spiel des Jahres" voll und ganz überzeugen
Das kooperative „Pandemic Legacy – Season 2“ schreibt die Geschichte der großartigen Season 1 in gleicher Qualität fort. 71 Jahre nach dem apokalyptischen Ausbruch der Seuche versorgen wir vom Meer aus die letzten Überlebenden auf dem Festland. Was aber liegt hinter den Küstenstädten? Jede Entscheidung hat Auswirkungen auf alle folgenden der maximal 24 Partien. Unsere Charaktere lernen hinzu oder erleiden Narben. Neue Städte vergrößern das Raster der bekannten Welt. Sticker werden auf den Plan geklebt, die Regeln erweitert, Felder freigerubbelt, Materialen hinzugenommen oder zerstört. Legacy-Karten treiben die Story voran. Die Prinzipien entsprechen Season 1, doch der geniale Pandemie-Mechanismus dient nun der Versorgung der Überlebenden statt der Ausbreitung von Seuchen. Retten wir die Welt?
Begründung der Jury:
Zehn Jahre nach Veröffentlichung des Grundspiels wächst die „Pandemie“-Familie immer weiter. Und wie! Schon mit Season 1 hatten Matt Leacock und Rob Daviau das Tor zu einer faszinierenden Spielewelt aufgestoßen, mit der perfekten Fortsetzung toppen sie sich nun selbst. An „Pandemic Legacy – Season 2“, dem bislang besten „Pandemie“, werden sich künftig alle Legacy-Spiele messen lassen müssen. Die herausragende Leistung des Autorenduos würdigt die Jury mit einem Sonderpreis!
Über das Spiel des Jahres
Das „Spiel des Jahres“ ist der weltweit wichtigste Preis für analoge Gesellschaftsspiele. Verliehen wird er seit 1979 durch eine ehrenamtliche Jury aus Kritikerinnen und Kritikern aus dem gesamten deutschsprachigen Raum, die journalistisch in Printmedien, Rundfunk und online über Spiele berichten.
Berücksichtigt werden alljährlich deutschsprachige Spiele des aktuellen Jahrgangs. Die Preisträger für „Spiel des Jahres“, „Kinderspiel des Jahres“ und „Kennerspiel des Jahres“ werden in den Monaten Juni und Juli bekannt gegeben, die Nominierung der Kandidaten und die Bekanntgabe der Empfehlungslisten erfolgt zuvor im Mai.
Seit 2001 gibt es auch den Preis „Kinderspiel des Jahres“, seit 2011 das "Kennerspiel des Jahres" als weitere, gleichwertige Hauptpreise. Die Auszeichnung der Preisträger ist nicht mit einem Preisgeld verbunden, die Preisträger werben aber mit dem bekannten Logo. „Spiel des Jahres“ arbeitet als eingetragener Verein (e.V.), die Geschäftsstelle sitzt in Kerpen.
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