Deutschland verändert sich. Unsere Gesellschaft setzt sich aus Menschen unterschiedlichster ethnischer, kultureller und religiöser Zugehörigkeit zusammen. Diese Vielfalt stellt ein Potential dar, das nur durch aktive Teilhabe und Einbindung zu einem friedlichen Zusammenleben führen kann. Hierzu ist ein gesamtgesellschaftlicher Dialog die wichtigste Voraussetzung. Um diesen Dialog zu verstärken haben die VertreterInnen von 14 Institutionen, die sich in ihrer Arbeit genau diesem Dialog widmen, die Plattform “Bund Deutscher Dialog Institutionen” ins Leben gerufen.

Um diesen gesellschaftlichen Dialog zu verstärken, verleiht wird der „Bund Deutscher Dialog Institutionen“ in diesem Jahr am 21. November 2013 im AXICA Kongress -und Tageszentrum Berlin am Pariser Platz 3 den „Deutschen Dialogpreis 2013“ vergeben. Der „Bund Deutscher Dialog Institutionen“ möchte mit diesem Preis Personen und Institutionen würdigen, die maßgeblich zum Dialog der Kulturen, Religionen und somit dem friedlichen Zusammenleben in unserer Gesellschaft beitragen. Dieser Preis ist mit 5.000 Euro dotiert.

 

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Preisträger 2013:

Prof.Dr.Dr.h.c. Karl-Josef Kuschel
Kategorie: Interrelligiöser Dialog

Interkultureller Rat in Deutschland e.V
Kategorie: Soziales Engagement

Cornelia Pieper
Kategorie: Politik

Feridun Zaimoglu
Kategorie: Literatur

Meinhard Tenné
Kategorie: Lebenswerk

Prof.Dr.Dr.h.c. Karl-Josef Kuschel
Geboren 1948 in Oberhausen/Rhld.
1967-1972: Studium der Germanistik und Katholischen Theologie an den Universitäten von Bochum und Tübingen.
1977 Promotion zum Doktor der Theologie in Tübingen mit einer Arbeit zum Thema „Jesus in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur“, betreut durch Prof. Hans Küng und Prof. Walter Jens.
1989 Habilitation für „Ökumenische Theologie“ an der Eberhard Karls Universität Tübingen mit einer Arbeit zum Thema „Geboren vor aller Zeit? Der Streit um Christi Ursprung“.
Seit 1995 Professur für „Theologie der Kultur und des interrreligiösen Dialogs“ an der Fakultät für Katholische Theologie der Universität Tübingen und stellvertretender Direktor des Instituts für ökumenische und interreligiöse Forschung.
Von 1996 bis 2005 Mitglied im Direktionskomitee der Intern. Theologischen Zeitschrift „Concilium“.
Von 1990 an Mitglied im „Advisory Board“ von „Theology and Literature“ (London) und der „Faith meets Faith Series“ (New York) sowie Mitglied der Jury zur Verleihung des „Elisabeth Langgässer Literaturpreises“.
Seit 1990 verheiratet mit Judith Bomheuer. Zwei Kinder: Julius (geb. 1993) und Lydia (geb. 1997).
Von 1995 bis 2009 Vizepräsident der Stiftung Weltethos (Tübingen), seither Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Stiftung Weltethos und seit 2012 im Kuratorium der Stiftung.
2002-2008 Mitbegründer und Mitglied des Graduiertenkollegs „Globale Herausforderungen – transnationale und transkulturelle Lösungswege“ an der Universität Tübingen.
Seit 2003 Mitglied im Vorstand des Deutsch-Ostasiatischen Wissenschafts-Forums (DOAW) der Universität Tübingen.

Meinhard Tenné
Meinhard Tenné ist Gründungstifter des Stuttgarter Lehrhaus, sowie Ehrenmitglied der CIG Stuttgart und des Haus Abrahams. Er war zu dem langjähriger Vorsitzender der Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden-Württemberg.
1923 in Berlin geboren, hat Meinhard Tenné den Beginn der nationalsozialistischen Verfolgung von Bürgern jüdischen Glaubens miterlebt – den Boykott jüdischer Geschäfte, Arztpraxen und Kanzleien am 1. April 1933 ebenso wie die 1935 erlassenen Nürnberger Gesetze.
Meinhard Tenné, der mit seinem Vater ein Visum für die Schweiz hatte und so dem Holocaust entkam, kümmerte sich nach Kriegsende erst einmal in Belgien um Displaced Persons und ließ sich 1948 nach der Gründung des Staats Israel in Tel Aviv nieder.
Am 1. Januar 1966 eröffnete Tenné eine Reiseagentur in Frankfurt. Wenig später bekommt der Tourismusmanager ein attraktives Angebot aus Stuttgart und zieht mit seiner Frau in die Landeshauptstadt. Dort engagiert er sich in der jüdischen Gemeinde, ist elf Jahre lang Sprecher der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs. Bis heute ist Meinhard Tenné viel in Schulen unterwegs.
“Was mich da erschreckt, ist das allgemeine Unwissen über diese Zeit, und dass die Schüler oft auch sehr wenig voneinander wissen.”
Diese Erlebnisse und die Erkenntnis, “dass Hass und Ablehnung meist aus Unkenntnis kommen”, haben Meinhard Tenné nicht ruhen lassen. So gehört er 2007 zu den Mitgründern des Vereins Haus Abraham, dessen Ehrenvorstandsmitglied er heute ist, und hat gemeinsam mit einem befreundeten Ehepaar vor zwei Jahren das Stuttgarter Lehrhaus – Stiftung für interreligiösen Dialog ins Leben gerufen. “Wir wollen den Trialog der monotheistischen Weltreligionen fördern.” Wichtig ist ihm und seinen Mitstreitern, dass sich Anhänger des jüdischen, christlichen und muslimischen Glaubens im Alltag begegnen und austauschen können.
Meinhard Tenne sagte einmal: “Nur wenn wir uns gegenseitig kennenlernen und Gemeinsamkeiten entdecken, können wir Vorurteile abbauen und Ausgrenzung und Verfolgung entgegentreten.”
Mit seiner Haltung gegenüber Muslimen und Christen in Baden-Württemberg hat er einen wichtigen Beitrag dazu geleistet, dass diese sich friedlich im Sinne Abrahams gemeinsam für friedvolles Miteinander bemühen.

Feridun Zaimoglu
Feridun Zaimoglu kam als Sohn türkischer Eltern im Alter von 4 Jahren nach Deutschland. Eine sehr anstrengende, aber auch von Erwartungen überhäufte Reise legte er gemeinsam mit seinen Familienmitgliedern zurück. In München angekommen, kommt er nach einigen Stationen in Berlin an. Hier soll Zaimoglu aufwachsen und die Welt kennenlernen. Seine Nähe zur Literatur beginnt mit Comics, die er nahezu in einem Zug verschlingt. Als er nach dem Abitur nach Kiel kommt, um dort Medizin zu studieren, merkt er, dass dies nicht das Leben ist, das er sich ausgesucht hatte. Er bricht sein Medizinstudium ab, wechselt zur Kunst über und findet seine Bestimmung in der Literatur. Das ist auch die Zeit, in der Zaimoglus erstes literarische Werk “Kanak Sprak – 24 Misstöne vom Rande der Gesellschaft” entsteht. Er schafft mit akribischer Feinarbeit den hochexplosiven Beat der Straße aufs Papier zu bringen und spricht dabei die großen Probleme der türkischen Jugend der 90er an: Diskriminierung, Fremdenfeindlichkeit und vieles mehr. Er macht dies wie kein anderer vor ihm und verdient zurecht den Titel “Malcolm X der Deutschtürken”.
In seinem frühen Wirken beschreibt er mit seiner farbenfrohen und metaphorischen Sprache vor allem die Schicksale junger Migrantenkinder; da sind die Liebesprobleme von Serdar, einem Werter der Neuzeit, oder die Memoiren des Kleinkriminellen Ertan Ongun. Trotz der inhaltlichen und sprachlichen Tiefe der Werke wurde Zaimoglu nicht von allen Lesern wahrgenommen. Preise wie der Adalbert-von-Chamiso-Preis, ein renommierter Preis, den deutschsprachige Autoren mit fremden Wurzeln erhalten, schoben ihn zudem immer mehr in die Ecke der Migrantenliteratur. Das sollte sich aber ändern.
Als im Jahre 2006 mit Leyla der erste große Roman von Zaimoglu erscheint, erkannte jeder, das Zaimoglu mehr als nur ein Nischenschreiber ist. Seine Sprache, die Komposition und nicht zuletzt die Vermischung orientalischer und abendländlicher Aspekte in seinem Werk ließen ihn zu einem erstklassigen Romancier avancieren. Er gehört seither zu den wichtigsten, aber auch begabtesten zeitgenössischen Autoren unserer Zeit. Die lange Reise, die damals am Münchner Hauptbahnhof anfing, endete 2006 endlich. Zaimoglu war nun in der deutschen Gesellschaft angekommen.
Aber Zaimoglu ist mehr als nur ein Romancier. Er ist auch ein sehr kritischer Denker unserer Zeit und auf keinen Fall unpolitisch. Er mischt sich in die deutsche Gesellschaft ein und will diese auch verändern. Es ist beispielsweise seiner Intervention zu verdanken, dass heute in der Islamkonferenz auch Frauen sitzen, die den Islam praktizieren. In seinen ZEIT-Kolumnen sprach er jahrelang Themen an, die den Puls der Zeit mit prägten. Sein großer Leitartikel “Mein Deutschland” zeigt die größte Besonderheit Zaimoglus, die Verbundenheit zu Deutschland.

Cornelia Pieper
MBGeboren am 4. Februar 1959 in Halle/Saale; verheiratet, ein Sohn.
Abitur in Halle. Studium der Angewandten und Theoretischen Sprachwissenschaften in Leipzig und Warschau, 1982 Abschluss als Diplomsprachmittlerin für Polnisch und Russisch.
Bis 1985 Dolmetscherin im Tourismus und Kulturbereich, danach EDV-Mitarbeiterin im Halleschen Fernsehgerätewerk. 1995 bis 1996 Geschäftsführerin beim Humanistischen Verband e. V. Berlin, seit Mitte 1996 freiberufliche Übersetzerin.Gründungsmitglied, erste Vorsitzende und derzeit Vorstandsmitglied der Erhard-Hübener-Stiftung e. V. in Sachsen-Anhalt.
Seit 1990 Mitglied im Landesvorstand der FDP Sachsen-Anhalt, seit 1995 Landesvorsitzende und stellvertretende Kreisvorsitzende in Halle, seit 1993 Mitglied im Bundesvorstand der FDP, 1997 bis Mai 2001 stellvertretende Bundesvorsitzende, 2001 bis 2005 Generalsekretärin der FDP, seit 2005 wieder stellvertretende FDP-Bundesvorsitzende. Stellvertretende Bundesvorsitzende der Liberalen Frauen e. V. 1990 bis 1994 und April bis Oktober 2002 Mitglied des Landtags von Sachsen-Anhalt, 1990 bis 1994 Vizepräsidentin des Landtags, April bis Oktober 2002 Vorsitzende der FDP-Fraktion.
Mitglied des Bundestages von 1998 bis Mai 2002 und seit Oktober 2002; Oktober 1998 bis Juni 2001 stellvertretende Vorsitzende der FDP-Fraktion, forschungspolitische Sprecherin der FDP-Fraktion, Obfrau im Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung; Februar 2005 bis Oktober 2005 Vorsitzende und von November 2005 bis Oktober 2009 stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung. Seit November 2009 Staatsministerin im Auswärtigen Amt.

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Deutscher Dialogpreis 2013

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