Mehrere Hunderttausende Teilnehmer:innen demonstrieren für queere Rechte und Forderungen in Berlin am 22. Juli 2023. Große Unterstützung durch namhafte Politiker:innen und Live-Streams von Medien
Am 22. Juli 2023 gingen mehrere Hunderttausende Menschen unter dem Motto „Be their voice – and ours! …für mehr Empathie und Solidarität!“ auf die Straßen Berlins, um für die Rechte der LGBTIQA* Community zu demonstrieren. Der Demonstrationszug mit 77 Wagen und +100 gemeldeten Fußgruppen setzte sich pünktlich um 12 Uhr in Bewegung und marschierte zügig über den 7,4 Kilometer langen Rundkurs durch die Berliner Innenstadt.
Erstmals in der Geschichte des CSD in Berlin wurde der Klassikers unter den politischen Berliner Demonstrationen vom Vorstand des Vereins gemeinsam mit der Bundestagspräsidentin Bärbel Bas und dem Regierenden Bürgermeister Kai Wegner eröffnet.
Bundestagspräsidentin Bärbel Bas ist die zweithöchste Amtsträgerin Deutschlands. In ihrer Eröffnungsrede ging sie vor allem auf die Rechte von Arbeitnehmer:innen ein: „Ich freue mich sehr, beim CSD in Berlin dieses Jahr mit dabei zu sein und wünsche uns allen ein tolles Fest. Der CSD ist Ausdruck einer offenen, toleranten und liberalen Gesellschaft. Einer Gesellschaft, in der alle leben können, wie sie wollen. Als Bundestagspräsidentin bin ich auch Arbeitgeberin der Bundestagsverwaltung. Gerade in der öffentlichen Verwaltung ist Diversität besonders wichtig. Wir haben eine Vorbildfunktion. Daher habe ich vor einem Jahr die Charta der Vielfalt für die Bundestagsverwaltung unterzeichnet. Mit dieser Charta verpflichtet sich der Bundestag zu einem respektvollen und vorurteilsfreien Arbeitsumfeld. Und deswegen sind wir dieses Jahr mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bundestagsverwaltung erstmals mit einer eigenen Fußgruppe beim CSD mit dabei. Auch um zu zeigen: Der Deutsche Bundestag ist ein vielfältiger Arbeitgeber.“
Auch der Vorstand des Berliner CSD e.V. machte sich stark für die Sichtbarkeit und die Bedürfnisse der LGBTQIA*-Community. Die Vorstände:innen Stella Spoon, Patrick Ehrhardt, Seyran Ates und Ulli Pridat sprachen in ihren Reden auf dem Vereinstruck die katastrophalen Umstände und homo, bi- und transfeindlich Übergriffe an. Alle waren sich einige, dass es so nicht weitergehen kann, verwiesen auf den umfangreichen Forderungskatalog und forderten die Politik zum dringenden Handeln auf.
Dazu Kai Wegner, Regierender Bürgermeister von Berlin, in seiner Eröffnungsrede: „Niemand darf wegen der sexuellen Identität diskriminiert werden. Der Berliner Senat wird sich dafür stark machen, dass Artikel 3 GG entsprechend angepasst wird. Das ist mein Versprechen. Es ist Zeit.“
Anschließend machten Vertreter:innen vom Bündnis AGG Reform – Jetzt!, Vertreterin des Tiblisi Pride, Präsidentin des Budapest Pride, Georgia Pride und Vertreter:innen aus Namibia aufmerksam auf die Umstände in ihren Ländern und sprachen deren Forderungen an. Zum CSD gehören alle queeren Menschen und Allies, die sich ebenfalls und vor allem intersektionaler Ungerechtigkeit ausgesetzt fühlen.
Insgesamt sprachen 150+ Redner:innen der LGBTQIA*-Community auf den Wagen, um die Diversität der Community zu zeigen. Diese vier Trucks waren gleichzeitig auch die großen Thementrucks, die die wichtigsten Anliegen in den Vordergrund rückten: House of Pride mit Fokus auf Afrika und Osteuropa, Mentale Gesundheit, FLINTA* mit Augenmerk auf lesbische Sichtbarkeit, POC und Trans und als fünfter Thementruck der Multireligiöse Wagen.
Pünktlich um 12 Uhr setze sich der Zug in Bewegung. Mit dabei 77 Fahrzeuge und 100+ Fußgruppen. Darunter auch eine „politische“ Fußgruppe um Seyran Ates, Tessa Ganserer und Alfonso Pantisano, den ersten Berliner Queerbeauftragten. Sein Statement zur Demo: „Der Berliner CSD hat ganz deutlich gemacht, dass wir viele sind. Wenn wir diese Energie bündeln und zusammenstehen, dann können wir gemeinsam die Welt zum Besseren verändern. Von unserer Regenbogenhauptstadt Berlin geht heute das deutliche Signal raus, dass Vielfalt, Freiheit und Gerechtigkeit elementare Säulen unseres Zusammenlebens sind. Es macht mich glücklich so viele junge Menschen zu sehen, die mit einem klaren Selbstverständnis eine Zukunft ankündigen, in der alle frei und sicher leben werden.“
Während der Demonstration wurde an neuralgischen Punkten wie dem Bundesrat, Potsdamer Platz, Nollendorfplatz und an der Siegessäule für Redebeiträge angehalten. Redner:innen waren unter anderem Vertreter:innen der KIYV-Pride, aus Ghana, Georgien und Malta.
Gegen 16.00 Uhr erreichten die ersten Fahrzeuge und Fußgruppen den Endpunkt am Brandenburger Tor. Dort fand auf der Bühne die große Abschlusskundgebung statt mit Redebeiträgen und musikalischen Acts.
Die Sondermoderation und Anmoderation zum Programmgedenkpunkt Berliner Aids Hilfe übernahm Barbie Breakout (Aktivistin, HIV+, Drag Queen, Podcasterin). Zudem hielt Tessa Ganserer (MdB, Bündnis 90/Die Grünen) eine kurze Laudatio. Das gesamte Bühnenprogramm der Mainstage wurde von Saskia Michalksi, The Darvish, Frank Peter Wilde, Kaey Kiel & BayB. Jane bilingual moderiert. Außerdem gab es eine Gebärdendolmetscherin.
Einer der Höhepunkte der Abschlusskundgebung war die Verleihung der Soul of Stone Wall Awards an unterschiedliche Persönlichkeiten und Vereinigungen aus aller Welt.
Den Soul of Stonewall Awards 2023 erhielten:
1. Internationale Grasroot Persönlichkeit; Mit Queer Amnesty
-> Fokus auf Trans & Afrika
Ghana: Angel Trumu Maxine (IG angelmaxinetv)
2. Aktivistisches Lebenswerk
-> Historiker Dr. Lutz van Dijk ( langjährige Initiative einer Petition zum gesonderten Gedenken queerer Menschen im Bundestag)
3. Award für Berliner Gemeinschaft
-> Lesbisches Kollektiv „Butch Barfly’s“, arrangieren Barabende für Lesben/ Elinta
4. Internationale Persönlichkeit im Kampf für Sichtbarkeit & Solidarität
-> EPOA European Pride Organisations Association(Award to President Kristine Garina) 8 Years EPOA President, last year now) hat unseren europäischen Verband auf das beste intern. Level gebracht und Osteuropa durch 50% im Vorstand vertreten!
Musikalischer Höhepunkt war das umjubelte Konzert der Band Tokio Hotel.
„Wir bedanken uns bei allen, die heute mit uns auf der Straße demonstriert und bei der Abschlusskundgebung gefeiert haben. Der Zuspruch der Politik und der Medien zeigt ganz deutlich, dass der CSD eine friedliche Demonstration und Anlass ist, unsere erreichte Ziele zu feiern. Jedoch soll nicht davon abgelenkt werden, dass es viele Missstände gibt. Unser Forderungskatalog wird seinen Weg finden, die Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft kommt nicht daran vorbei. Wir sind hier nicht zum Spaß!“, erklärte Patrick Ehrhardt, Vorstand Berliner CSD e.V. abschließend.