Mit dieser Auszeichnung ehrt der Verein Berliner Theaterviertel East End e.V. jedes Jahr eine Persönlichkeit, die sich durch jahrelange Arbeit in Deutschlands dichtesten Theaterbezirk verdient gemacht hat. Dieses Jahr findet die Preisverleihung im Rahmen des Jahresempfangs von Die Mitte e.V. unter Anwesenheit des Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Michael Müller, sowie weiteren namhaften Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft statt.
Die Laudatio hält Thomas Hermanns, Gründer und Intendant des Quatsch Comedy Clubs sowie Vorstandsvorsitzender des Berliner Theaterviertels East End e.V.
„Georgette Dee ist eine waschechte klassische Diseuse in der Tradition einer Greco, eines Brel, eines Aznavour und auch einer Claire Waldoff oder Marlene Dietrich“, weiß Thomas Hermanns, der den Preis 2010 zusammen mit den Intendanten der anderen Häuser des Berliner Theaterviertels East End e.V. ins Leben gerufen hat. „Deshalb passt ihre Kunst auch so gut nach Berlin! Diese Kunst hat in den letzten Jahren im Tipi am Kanzleramt am Rande des Theaterviertels ihr Zuhause gefunden. Alle neuen Programme wurden dort als Berlin-Premiere aufgeführt. Aber nicht nur dieses Haus beglückt ‚die Dee‘ mit ihrer Kunst: Sie performte im Deutschen Theater und das Berliner Ensemble ist ihr zweites Zuhause, in dem sie mit ihrem kongenialen Partner Terry Truck 2006 erstmals wieder mit einem Brecht-Programm auftrat und dann als Darstellerin bei den ‚Shakespeares Sonetten‘ glänzte. ‚Die Zeit‘ beschreibt Georgette Dee als ‚Deutschlands größte lebende Diseuse‘ – wir sind sehr froh, sie oft in unserem Theaterviertel auf der Bühne zu haben.“
Preisträger Ehrenpreis des Berliner Theaterviertels East End e.V.
2014 – Rainald Grebe (deutscher Liedermacher, Schauspieler, Kabareist, Autor)
2013 – Dagmar Manzel (Schauspielerin)
2011 – Peter Ensikat (Autor und Kabareist, verstorben am 18. März 2013)
2010 – Günther Schmidtke (Garderobier im Tanzlokal Clärchens Ballhaus)
Seit März 2009 ist es das Ziel der Gemeinschaft, an die lange Tradition des Carrés zwischen Friedrichstraße, Unter den Linden und Hackeschem Markt als Zentrum für gehobenes Bühnenvergnügen der Hauptstadt anzuknüpfen. 2014 formierten sich die Berliner Traditionshäuser Admiralspalast, Chamäleon Theater, Kabarett-Theater Distel, Friedrichstadt- Palast und Quatsch Comedy Club als Verein.
„Das East End im Herzen Berlins, im Einzugsgebiet der Friedrichstraße gelegen ist seit mehr als 100 Jahren berühmt und berüchtigt als ein Ort für Vergnügungen aller Art. Von Showbiz bis Theater; von Comedy bis Kabarett – alles ist vertreten“, freut sich Astrid Brenk, die seit Juni neue Geschäftsführerin im Kabarett-Theater Distel ist. „Altehrwürdige Bühnen spielen junges Theater, Comedians nehmen sich und die Welt auf die Schippe, das Kabarett die Politik aufs Korn und der Palast zeigt große Revuen mit berühmten Solisten.
Und das alles mit einem Ziel: das Amüsement der Berliner und ihrer Gäste. Wenn ich mir etwas wünschen dürfte, so wäre dies eine noch stärkere Vernetzung im Kiez, die die Grenzen von U-Kunst und E-Kunst gänzlich verschwinden lässt.“
Die Mitte – 360° Berlin
Die Mitte e. V. (ehemals Interessengemeinschaft Friedrichstraße) ist die Interessenvertretung für Berlins Mitte und existiert als eingetragener Verein seit 1991. Sie ist ein Netzwerk aus ca. 110 Akteuren aus den Bereichen Einzelhandel, Immobilien, Kultur, Dienstleistungen, Hotellerie und Gastronomie. Der Verein betreibt aktive Standortpolitik, vernetzt seine Mitglieder, setzt sich für ihre Belange bei Behörden sowie der Politik ein und gestaltet durch gemeinschaftliche Aktionen das Image der Berliner Mitte.
Georgette Dee
Seit Anfang der 1990er-Jahre „Die Zeit“ Georgette Dee als „größte lebende deutsche Diseuse“ ausrief, ist es der Künstlerin gelungen, sich als eine der dauerhaftesten Persönlichkeiten auf Deutschlands renommiertesten Bühnen zu etablieren.
Angefangen in den 1980er-Jahren, damals mit ihrem Bühnenpartner, Pianisten, Komponisten Terry Truck, hat Georgette Dee ein Liedrepertoire entwickelt/(neu)entdeckt und/oder entstaubt, wie auch kreiert, das im deutschsprachigen Chanson einzigartig da steht. Nicht nur haben Dee & Truck die Lieder (vornehmlich der Weimarer Republik) neu belebt – sie haben sie sich zu Eigen gemacht und in Verbindung mit den selbst geschrieben und vertonten Dee/Truck- Songs ist ein beachtlicher Chanson-Korpus entstanden.
Obwohl es einfach gewesen wäre, berühmte oder berüchtigte Lieder aus goldenen oder nicht so goldenen Tagen zu singen, haben auch immer kontemporäre Musikströmungen und Juwelen der Pop-Kultur Einzug in das Dee-Reperoire gefunden. Georgette Dee interpretiert Tom Waits ebenso souverän wie die Songs der deutschen Kult-Band Element of Crime. Zu Tammy Wynettes „Stand by your man“ ließ sie sich von einem Streichorchester begleiten; für ihre gespenstisch-schöne Fassung von Simon und Garfunkels „Sound of silence“ wählte sie einen einzigen Bass, der dem Lied sein eigenes Melodram als Stempel aufdrückt.
Sie zählt zu Deutschlands wichtigsten zeitgenössischen Brecht/Weill Interpreten und scheut sich nicht, Klassiker wie „Sag mir wo die Blumen sind“ oder gar Dolly Partons „I will always love you“ zu vereinnahmen und neu auferstehen zu lassen. Songs, die zu Tode gesungen schienen, die parodiert und persifliert wurden, verhilft die Dee zu neuer (oder alter) Ehre. Wie sie das macht? Mit reinem Herzen, gefolgt von scharfem Intellekt.
Ihre eigenen Verse bebildern und beschreiben eine einzigartige Sicht der Welt. Einen Ausblick voller Hoffnung, Glauben und kindlicher Verwunderung, der allerdings auch der Tragödie von Verlust und Schmerz seinen Tribut zollt.
Wenn sie singt, krönt sie die Melodien mit Heiligenscheinen, nur um den Moment der Erhabenheit auf den Boden der Tatsachen zu schubsen, kaum dass die letzte Note verklungen ist und das noch einmal kurz um ihre blonde Mähne aufflammende Licht des Scheinwerfers zum Bühnen-Black verloschen ist: Ihre respektlosen Conferencen sind legendär. Ihr Witz ist verwurzelt in einer klaren Betrachtung der Wirklichkeit. Sie erkennt die Wahrheit, spricht sie aus und macht sich über sie lustig. Dem Pathos wird ein Tritt gegen das Schienbein verpasst – mit einer kurzen Bemerkung oder einer verwickelt-verschraubten scheinbar endlosen Anekdote, die meist doch noch bei der Pointe anlangt, wenn der Betrachter übers Lachen längst den Faden verloren geglaubt hatte.
Seit Anfang der 90er-Jahre tritt Georgette Dee in den bedeutendsten Theatern Europas auf: am Wiener Burg-Theater, dem Chaillot und dem Odéon in Paris, an Volksbühne, Deutschem Theater, Berliner Ensemble und Deutscher Oper in Berlin, der Alten Oper in Frankfurt, dem Züricher Schauspielhaus und dem Teatro Nacional in Lissabon.
Georgette Dee hat in vielen Theaterstücken und Spielfilmen mitgewirkt – zum Beispiel als Broadway Diva Helen Sinclair in Woody Allens „Bullets over Broadway“, in Inszenierungen von Olga Neuwirth im Schauspielhaus Frankfurt oder aktuell im Nationaltheater Mannheim sowie im Theater Heidelberg.
Sie schrieb, inszenierte und sang in „Diva Gut“, einer Hommage an das neue deutsche Chanson mit ihren Kolleginnen Cora Frost, Susanne Betancor und Mouron unter der musikalischen Leitung von Terry Truck. Für die Rolle der Blade Runner-Lady in Takemitsus Tanztheaterstück „My way of Life“ an die Deutsche Staaatsoper, Berlin und das Theatre de Chatelet, Paris verpflichtet. Sie spielte in Filmen von Elfi Mikesch und Bettina Wilhelm und unter der Regie von Josée Dayan an der Seite von Jeanne Moreau und Guillaume Depardieu in dem Thriller „Zaide“.
Georgette Dee hat zwei Bücher veröffentlicht: „Gib mir Liebeslied“ (dtv, 1992) und „Das Album“ (Knaur, 2001). Sie hat 15 eigene CDs produziert und bei den Labels Viellieb Rekords und DMD-Music veröffentlicht. Ihre letzte CD „Voice & Bass“ ist ein wagemutiges musikalisches Unterfangen, bei dem Chanson, Song und Lied auf die Basis reduziert werden: eine betörende Stimme und einen gespenstisch schönen Bass.
Zur Zeit tourt sie erfolgreich mit ihrem Pianisten Terry Truck und dem aktuellen Programm „Vom Fliegenden Teppich – Wolkenlieder & Reisemärchen“.
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