Zur OPENING NIGHT des 1. RUINART Champangerhauses zum Gallery Weekend in Berlin wurden wir in die in die Pop-Up-Galerie, Chaussestrasse 36,10115 Berlin eingeladen

Die international bekannte schottische Künstlerin, Georgia Russell hat an diesen Abend, ihre Werke, die in Zusammenarbeit mit Ruinart entstanden sind, das 1. Mal in Berlin präsentiert.
Georgia Russell stand tagsüber für Interviews zur Verfügung.

 
Die Anfänge des Champagnerhauses Ruinart Ab dem 1. September 1729 hält Nicolas Ruinart in seinem „Grand Livre“ die Errungenschaften des Hauses fest. Der Anfang des Textes ist in großer, runder Schrift verfasst und lautet: „Dieses Buch möge im Namen Gottes und der Heiligen Mutter Gottes beginnen.“ Damit stellte der Textilkaufmann sein neues Unternehmen unter göttlichen Schutz wie auch unter den seines Onkels Dom Thierry Ruinart, eines Benediktinermönchs mit kühnen, innovativen Ideen. Beim Durchblättern des Buches erfährt man etwas über den Zeitpunkt und die Bedingungen beim Versand der ersten Weinflaschen. Weiter sind Einzelheiten über den Erwerb von Weinbergparzellen und die Menge der ersten Traubenlieferungen festgehalten. Im April 1739, so kann man lesen, wurde erstmals Champagner von Ruinart in das Nachbarland Belgien geschickt. Dieses kostbare Buch ist ein wahrer Schatz in der Geschichte des Hauses Ruinart. Es öffnet sich nun der Interpretation der Künstlerin, deren Kreativität durch das kostbare Vermächtnis, die festgehaltene Erinnerung des Hauses, geweckt wurde.

Die Künstlerin
Georgia Russell formt die Geschichte Georgia Russell ist eine junge bildende Künstlerin aus Schottland und Absolventin des Royal College of Art. Nachdem sie bei einem Wettbewerb einen Aufenthalt in einer Künstlerwohnung in Paris gewonnen hatte, wurden für sie die Erkundungsstreifzüge durch die französische Hauptstadt Quelle der Inspiration. Ihre Spaziergänge führten sie unter anderem zu den Buchhändlern am Ufer der Seine. Sie war fasziniert von den alten Fotografien und Büchern und erstand mehrere Exemplare – zum einen, um ihr Französisch zu verbessern, zum anderen, um die Druckwerke in ihrer Form zu verändern, sie zu berühren, in den Händen zu halten, zu zerschneiden und zu kleben. Und sie experimentierte weiter mit ihnen, gliederte sie in mehrere Bände oder löste sie ganz auf. Dabei reifte in ihr der Wunsch, diese neue Geschichte der Bücher anderen mitzuteilen – als Zeitgeschichte, die in die Gegenwart übertragen und neu verfasst wird. Nach und nach wurde ihre Arbeit immer persönlicher. Sie tauschte die Schere gegen ein Werkzeug, das ihr als wesentlich verlässlichere Verlängerung ihres Arms und Geistes diente: das Skalpell. Die Präzision ihrer Schnitte lenkt unsere Aufmerksamkeit auf die Wörter und Farben: Bewaffnet mit der scharfen Klinge dringt Russell tief in die Bücher ein, entlockt ihnen ihr Wesen und fördert lebende Formen zutage. Ihre Arbeiten bekommen eine abstrakte Qualität, die unsere Vorstellungskraft befeuert.

Die Kreidekeller – eine Quelle der Inspiration „Verblüffend … grandios … fantastisch“ – mit diesen Adjektiven beschrieb Georgia Russell ihre Gefühle, als sie die Kreidekeller des Hauses Ruinart besuchte. Die großartigen Kalkkathedralen, von denen die ältesten noch aus der Römerzeit stammen, eignen sich hervorragend für die Reifung von Champagner. Einst wurden sie von Hand aus dem Fels gehauen, als man Baumaterial für die Festungsanlagen von Reims sowie für kirchliche Gebäude benötigte – heute werden sie von Besuchern bewundert. Insgesamt acht Kilometer Länge hat das Netzwerk aus Gängen, von denen die größten eine Höhe von 38 Metern erreichen. Die Künstlerin fing die Lichtspiele an den behauenen weißen Wänden ein, deren unzählige Kerben und Narben von harter Arbeit und Vergänglichkeit künden. Russells einzigartiges Werk lässt die exakte Bewegung des Skalpells beim Ritzen der Seiten erkennen – gleichsam als Spuren der Zeit, die hervorgehoben werden, um einen neuen Blick auf die verborgenen Geheimnisse des unterirdischen Netzwerks aus Gängen zu ermöglichen.

Hommage an die Gründerzeit des Hauses Als Hommage an die außergewöhnliche Geschichte des Hauses und seines „Grand Livre“ schuf Georgia Russell ein großartiges Werk, mit dem sie leblose Materie durch ihr Skalpell zum Leben erweckte. Indem das Licht auf die Wörter fällt und so ein Relief entsteht, wird die Vergangenheit in die Gegenwart gerückt und Erinnerung lebendig. Während ihrer Arbeit war nur der regelmäßige Klang der Klinge auf dem Papier zu hören – das Aufeinandertreffen zweier Materialien in einer schnellen, präzisen Bewegung, die zugleich Rückgriff und Hommage an die Arbeit der Männer in den Kreidegruben von einst war. Der Gang durch die Keller war für Georgia Russell ein aufwühlendes Ereignis, und die Erinnerung daran kommt in dem Werk deutlich zum Tragen.

Licht auf den Ruinart Blanc de Blancs Georgia Russell verfeinerte die Blanc de Blancs Flasche mit einer makellosen weißen Hülle. Die vielen mit Fingerspitzengefühl ausgearbeiteten, präzisen Einschnitte spielen virtuos mit dem Leuchten des Champagners, das von der Chardonnay-Traube kommt, dem Symbol des Hauses Ruinart. Der Vergrößerungseffekt vervielfacht den goldenen Glanz. So wie die weißen Kreidekathedralen beim Reifeprozess als Hüter des Ruinart-Champagners dienen, so legt sich die elegante Hülle schützend um die Flaschen.

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Von admin

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